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Gastro

Brandbrief an die Politik

„Schluss mit dem Kuschelkurs – Söder an den Grill!“ So lautet die Überschrift des Brandbriefes, mit dem Gastronomie Report-Herausgeber Willy Faber Politik und Verbände zu einem sofortigen Kurswechsel in der Corona-Krise auffordert. Damit dieser Brandbrief (aus der aktuellen Ausgabe unserer Fachzeitschrift Gastronomie-Report (05/2020) die gesamte deutsche Gastronomie erreicht und Druck von unten erzeugt wird, veröffentlichen ihn wir an dieser Stelle in vollem Wortlaut. – Bitte an alle Kollegen weiterleiten!

„Schluss mit dem Kuschelkurs – Söder an den Grill!“

Wir müssen aufwachen! Ein „Weiter so“ in Sachen Corona darf es nicht geben! Das fängt bereits mit der Frage an: Für wen ist der Verband eigentlich da? Ein Hotel- und Gaststättenverband ist zu allererst für seine Mitglieder da, nicht für die CSU, genauer gesagt für die politischen Pseudoambitionen eines Markus Söder. Mit dem Kuschelkurs muss endlich Schluss sein.

Das Gastgewerbe erlebt gerade die wohl größte Herausforderung, vor der es jemals stand. Da reicht es einfach nicht, wenn Spitzenvertreter des Verbandes selbst die irrsinnigsten Corona-Auflagen mit einem Lächeln hinnehmen und vorsichtig anfügen: Wir hätten uns aber schon noch gewünscht, dass…

Wisst Ihr, was wir uns gewünscht hätten? Dass der Verband endlich mal auf den Putz haut! Dass er seine Mitglieder notfalls auf die Straße schickt, und nicht länger am Image des „unfehlbaren“ Landesvaters mitstrickt.

Wie die Realität aussieht, brauche ich Euch nicht zu erzählen. Ich hab‘ in den letzten Wochen mit vielen Wirten gesprochen, die nicht wissen, wie sie ihre Rechnungen bezahlen sollen, mit Bedienungen, die nach stundenlanger Arbeit mit Mundschutz vor dem Kollaps stehen, und mit Grillmeistern, die bei brütender Hitze mit Maske über Atemnot und Schwindel klagen.

Solche Kollateralschäden nimmt unser Herr Ministerpräsident offenbar unbeirrt in Kauf. Wer sich sein Lebtag lang nur in der politischen Blase bewegt hat, der verliert halt schnell den Kontakt zum richtigen Leben. Wer selbst nie Unternehmer war, kann nicht nachvollziehen, wie es ist, wenn man als Unternehmer gezwungen wird, zum Unterlasser zu werden.

In Österreich läuft die Gastronomie prima ohne Mundschutz, ohne dass die von Söder vielbeschworene 2. Welle in Sicht wäre. In München haben 25.000 Leute am Königsplatz demonstriert (überwiegend ohne Abstand und Maske!). Passiert ist – nix! Worauf wartet Söder also noch? Braucht er Nachhilfe? Ich garantiere Euch: Wenn Ihr den Ministerpräsidenten mal am Wochenende für zwei Tage mit Mundschutz hinter einen Gastro-Grill stellt, dann wäre die Maskenpflicht am Montag drauf Geschichte.

Ansonsten müssen wieder die Gerichte ran, wie bei der skandalösen Regelung zu Beginn des Neustarts, als die Gastronomie draußen zwei Stunden früher schließen musste als drinnen. Das war pure Willkür, ohne Sinn und Verstand, ausgeheckt von den Gscheidmeiern und Gschaftlhubern in der Staatskanzlei. Das hätte der Gastronomie auch noch das Pfingstgeschäft verhagelt, wenn nicht ein Augsburger Gericht einer Wirte-Klage stattgegeben und dem Wahnsinn ein Ende gemacht hätte.

Wirte haben ja sonst nichts zu tun. Lässt sich in Bayern die Arroganz der Macht wirklich nur noch durch Gerichte in Schranken weisen? Aus der Staatskanzlei hieß es Ende Juni: „Alles bestens! Bei Klagen gegen unsere Corona-Politik gab es 221 Siege, 8 Niederlagen und 1 Remis.“ – Darauf seid Ihr auch noch stolz? Jede Klage von verzweifelten Unternehmern ist eine Klage zu viel. Hört endlich auf mit Eurer Hinhalte-Politik. Hört endlich auf, den Menschen Angst zu machen, auch wenn Ihr damit vermutlich Eure Hauptklientel, die älteren Wähler, bestens erreicht. Die Zeche für diese Taktik muss doch nur wieder das bayerische Gastgewerbe zahlen.

Die Verbandsspitzen betonen immer, wie sehr Markus Söder doch die Branche liebt. In Wahrheit gibt er nur bei massivem Druck von Gerichten, Kommunen und Wirten mal eine Handbreit nach. Wohltäter der Branche sehen anders aus!

Was Söder & Co. bereits erreicht haben ist, dass Bayern zu einem Land der Denunzianten verkommen ist. Das fängt an bei dem Heer an staatlichen Kontrolleuren, die Gastro-Mitarbeiter teilweise mit fiesen Tricks zu Verstößen gegen die Auflagen verleiten, um dann saftige Geldstrafen zu verhängen. Und das endet leider bei immer mehr Gästen und Passanten, die sich als Mini-Söder aufführen und deren Lieblingssport es geworden ist, alle Abläufe in der Gastronomie penibel unter die Lupe zu nehmen und angebliche Verstöße unmittelbar zu melden.

Es wird höchste Zeit, dass wir uns das alles nicht mehr bieten lassen, sonst wird unserer geliebten bayerischen Gastronomie buchstäblich die Luft zum Atmen genommen!

Der Beitrag Brandbrief an die Politik erschien zuerst auf Gastronomie-Report.

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